Oft werde ich gefragt: "Sollte denn jeder nach einem Verlust in eine Trauergruppe?" oder "Ist eine Gruppe wirklich was für mich?" oder "Was muss ich denn dann erzählen?"

Ich möchte allen Menschen, die mit dem Gedanken spielen eine Trauergruppe zu besuchen, Mut machen den ersten Schritt zu tun. Dies würde hier bedeuten: rufen Sie mich einfach an oder schreiben Sie eine Mail. Wir können ersteinmal darüber sprechen, was Sie bewegt und herausfinden, ob Sie zu einem Treffen kommen möchten. All die Fragezeichen, die man haben kann, sind verständlich: was erwartet mich dort? Auf welche Menschen treffe ich? Muss ich etwas erzählen? Für viele Menschen kann die Erfahrung in einer Gruppe gut tun, Andere merken, dass es nichts für sie ist oder sie gerne eine Einzelbegleitung hätten. Es gibt kein "richtig oder falsch", es gibt nur den individuellen Weg, den man in seiner Trauer geht und Sie werden für sich herausfinden, ob die Trauergruppe ein Ort für Sie sein kann.

Die Verlusterfahrungen in unserer Gruppe sind ganz unterschiedlich, genauso unterscheidet sich, wie lange Menschen in die Gruppe kommen. Für manche wird es ein fester Bestandteil der Monatsplanung, andere kommen sporadisch, wenn sie merken "ich möchte nochmal über etwas bestimmtes reden" oder wenn z.B. ein schwerer Jahrestag wie der Geburtstag oder der Hochzeitstag ansteht. 

 

Es gibt keinen "Fahrplan" der für alle gültig ist und der uns verlässlich durch unsere Trauer lotst. Trauer ereilt uns in Wellen, die wir nicht steuern können. Manchmal taucht Trauer erst Jahre später auf, manchmal wiederum scheinen wir in ihr ewig auf der Stelle zu treten. Gerade weil Trauer so "unberechenbar" ist, so individuell und oft nicht vorhersehbar machen Trauernde die Erfahrung, dass das Umfeld nicht immer mit Verständnis reagiert. Die Welt möchte sich weiterdrehen, wir erfahren oft wenig Geduld in unserer Trauer, wir hören unpassende Sätze, Worte, die nicht trösten sondern versuchen uns den Schmerz "wegzunehmen" anstatt ihn mit uns auszuhalten.. Es ist so oft so wenig Raum für das, was weh tut - und was wehtun darf! Und genau diesen soll die Gruppe geben: Raum und Zeit um Dasein zu dürfen. Egal ob mit vielen Worten oder mal mit keinen. Dasein in der Trauer, sie bewegen, darüber erzählen, unsere Erfahrungen austauschen und unseren Verstorbenen einen Platz geben, uns an sie erinnern. Das alles kann ein Trostanker sein.